Buchrezension

Kurzlehrbuch Neurologie

By 24. Mai 2021 No Comments

Kurzlehrbuch Neurologie

Die 5. Auflage des „Kurzlehrbuch Neurologie” von Mattle und Fischer, erschienen im Thieme Verlag, vermittelt neurologische Krankheitsbilder in umfassendem, aber prägnantem Überblick an Studierende.

Didaktisch ist das Buch sehr gut aufgebaut.

Jedes Kapitel beginnt mit einem kleinen Fall. Wer also durch emotionale Verknüpfungen besonders gut lernen kann, wird hier abgeholt. Zudem wird dadurch das Augenmerk auf die Alltagsrelevanz des folgenden Kapitels gelenkt und so nochmal ein wenig die Motivation beim Lernen angefacht. Danach folgen ein kleiner Überblick, was einen erwartet, die anatomischen Grundlagen und dann die jeweiligen Krankheitsbilder, die in der bekannten Weise mit Epidemiologie, Pathogenese, Symptomatik, Diagnostik und Therapie keine Wünsche offen lassen. Hierbei ist zu bemerken, dass sich dies aber hauptsächlich auf die im klinischen Alltag und in Prüfungen relevantesten Krankheitsbilder bezieht, wobei seltene Krankheitsbilder insgesamt kürzer gefasst und somit auf das Wesentliche beschränkt sind.

Des Weiteren gibt es in jedem Kapitel kleine „Merke”-, „Key Point”- und „Praxistipps”-Boxen, die genau den Zweck ihres jeweiligen Namens erfüllen  und helfen, den Blick auf die besonders relevanten Aspekte zu lenken, sodass derjenige, der zum ersten Mal mit dem jeweiligen Thema in Berührung kommt, das Buch nicht direkt wegen Sinnüberflutung wieder zuklappt.

Besonders gelungen finde ich die zahlreichen Abbildungen. Hier gibt es sowohl Fotographien, als auch schematische Darstellung. Alle Abbildungen schaffen es, den jeweils relevanten Fact super anschaulich darzustellen und helfen enorm beim Verständnis. Für komplexe, detaillierte Themen gibt es zudem tabellarische Übersichten, die einem helfen Zusammenhänge zu erkennen, und dabei ohne den Wald vor Bäumen nicht mehr sehen zu können einen detaillierten Überblick zu geben.

Zum Lernen – insbesondere im Fach Neurologie – großartig finde ich vor allem den engen Bezug zur Neuroanatomie und Neurophysiologie. Es wird in einer perfekt ausbalancierten Dosierung auf die für die jeweiligen Krankheitsentitäten relevante Neuroanatomie, sowie -physiologie eingegangen, diese nochmals erklärt (ohne so sehr ins Detail zu gehen, dass ein Kliniker damit überfordert werden könnte) und so eine perfekte Verknüpfung zwischen Ursache und resultierendem Krankheitsbild geschaffen.

Im Rahmen der Kurzlehrbuch-Reihe ist das Werk absolut richtig aufgehoben. Es deckt alle wesentlichen Themengebiete ab und erklärt in verständlicher Sprache die wesentlichen Inhalte ohne so stark ins Detail zu gehen, dass man den Überblick verlieren könnte.

Für Klausuren ist  das Kurzlehrbuch absolut sinnvoll. Ich würde nicht empfehlen, es in seiner kompletten Form auswendig zu lernen (dies ginge sicherlich über jede Prüfungsanforderung hinaus), aber als Begleiter zu den Vorlesungen, um Themen in der Tiefe zu begreifen, Sachverhalte nachzuschlagen und die ein oder andere Vorlesung zu ersetzen, ist es absolut sinnvoll.

Zusammengefasst würde ich das „Kurzlehrbuch Neurologie” jedem Studierenden klar empfehlen. Es erklärt in der notwendigen Tiefe die relevanten Inhalte und ist sicherlich vom Eintritt in die Klinik bis zum Ende des PJ absolut sinnvoll, um in die Neurologie zu starten, bereits gelerntes zu wiederholen oder auch grob Sachverhalte nachzuschlagen. Auch als frische(r) Assistent/in in der Neurologie ist das Buch sicher noch sinnvoll, da es nicht direkt mit zu vielen Details überfordert. Im Rahmen der Fachärztlichen Weiterbildung stößt es aber sicherlich schnell an seine Grenzen. Dies ist aber auch gar nicht schlimm, da die Zielgruppe ja auch eine ganz andere ist.