Buchrezension

Neurologisch-topische Diagnostik

By 23. Februar 2022 No Comments

Neurologisch-topische Diagnostik

Das vom Thieme Verlag in der 11. Auflage veröffentlichte Buch „Neurologisch-topische Diagnostik“ aus dem Jahr 2022 von Mathias Bähr und Ingo Bechmann bietet einen umfangreichen Einblick in die Neurologie, der von der neurologischen Symptomatik, über neuroanatomisch-neurophysiologische Grundlagen bis hin zur klinischen Diagnostik reicht.

Die ersten Kapitel widmen sich ganz den Grundelementen des Nervensystems und ihrer sensiblen und motorischen Systeme und Bahnen. Es erfolgt eine übersichtliche und dennoch schwerpunktsetzende Einordnung in die Neuroanatomie. Es wird in einfacher Sprache auf die wesentlichen Fakten hingewiesen und verschachtelte und unverständliche Formulierungen werden vermieden. Die Abbildungen zu den Erläuterungen sind eine hilfreiche Ergänzung und unterstützen das visuelle Lernen enorm. Immer wieder werden Fallbeispiele passend zu den Kapiteln vorgestellt, die zum Teil auch durch klinische Bildgebung ergänzt werden. Die Fallbeispiele sind durch lilafarbene Kästen gekennzeichnet. Darüberhinaus werden aber auch zahllose weitere Krankheitsbilder am Ende eines Themenblocks vorgestellt, die die klinische Einordnung des vorangegangenen Kapitels ermöglichen. Diese Krankheitsbilder sind grün gekennzeichnet.

Nach einer allgemeinen Grundlagenvermittlung folgt ein ausführliches Kapitel zum Hirnstamm und allen Hirnnerven. Dabei wird jeder Hirnnerv umfangreich in seinem Verlauf, seinen Kernen, seiner Funktion und seiner klinische Relevanz vorgestellt. Die Abbildungen sind auch in diesem Kapitel mehr als nur ein Möglichkeit die Seiten zu füllen. Sie sind anschaulich und empfehlen sich auch sehr, um schnell relevante Informationen zu verinnerlichen, ohne ganze Kapitel zu wälzen. Die weiteren Kapitel haben ebenfalls eine didaktisch sinnvolle Gliederung in die einzelnen Anteile und Abschnitte des zentralen Nervensystems. Auch hier bleibt der strukturelle Aufbau aus neuroanatomischen Grundlagen und klinischen Bezügen bestehen. Den Abschluss bildet dann schließlich eine detaillierte Übersicht und Vorstellung der Gefäßversorgung und Gefäßerkrankungen des ZNS.

Insgesamt lässt sich urteilen, dass dieses Buch eine sehr gelungene Brücke zwischen vorklinischem Grundlagenwissen und klinischer Diagnostik bietet. Es ist für die vorklinischen Fächer keinesfalls zu ausführlich oder zu kompliziert verfasst. Ganz im Gegenteil. Die Neuroanatomie wird im Stil eines Kurzlehrbuchs vorgestellt, aber dennoch machen die sehr interessanten Fallbeispiele und Krankheitsbilder dieses Buch auch zu einem passenden Begleiter für den klinischen Studienabschnitt. Besonders hervorzuheben sind die vielen Abbildungen zu den Regelkreisen.

Ich kann das Lehrbuch sehr empfehlen und glaube, dass jeder, der auf der Suche nach einer Lektüre ist, die die Balance zwischen übersichtlicher Faktenvermittlung und gleichzeitig fundierter Wissensvermittlung schafft, hier nicht enttäuscht wird. Einzig zu bemängeln wäre vielleicht der hohe Anschaffungspreis, der verglichen mit anderen Büchern dieses Umfangs deutlich höher liegt. Sollte also das Medizinerherz nicht für die Neurologie schlagen und die Absicht vorliegen, längerfristig in diesem Fachgebiet zu verweilen, würde sich eine Ausleihe oder ein Gebrauchtkauf wahrscheinlich mehr anbieten, als die Neuanschaffung.