Buchrezension

Grundwissen Patientensicherheit

By 12. Januar 2022 No Comments

Grundwissen Patientensicherheit - Aus der Praxis, für die Praxis

 

Einleitung/Kurzbeschreibung
„Grundwissen Patientensicherheit“, 1. Auflage von Reinhard Strametz und Andreas Fidrich, veröffentlicht vom Elsevier Verlag, ist ein Leitfaden zum Thema Patientensicherheit. Das Buch wurde am 10. November 2021 erstmals veröffentlicht und ist als Softcover gebunden.

Es soll dem Leser die Wichtigkeit der Patientensicherheit aufzeigen, seine Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen, schärfen und für richtiges Verhalten in schwierigen Situationen sensibilisieren.

Zielgruppe

Die Zielgruppe des Buches sind ÄrztInnen, Pflegepersonal sowie Studierende und Auszubildende in medizinischen Fachbereichen.

 Aufbau

Insgesamt umfasst das Buch 10 Kapitel auf 112 Seiten.

Nach einer Einleitung, die die Aufmerksamkeit weckt und die Relevanz des Themas unterstreicht, folgen zunächst zwei Kapitel, die sich grundlegend mit Fehlern und Kommunikation im klinischen Alltag auseinandersetzen. Im Anschluss werden anhand von weit verbreiteten bzw. häufig vorkommenden Fehlern und Praxisbeispielen diagnostische und therapeutische Fallstricke aufgezeigt. Ein Kapitel gibt klare Ansätze zur Erhöhung der Patientensicherheit an die Hand, schließlich werden Systemveränderungen und Risikomanagement dargelegt und gegen Ende des Buches Sicherheits- und Fehlerkultur aufgeführt und im Blick auf die Zukunft behandelt. Die letzte Seite des regulären Buches (und damit das 10. Kapitel) ist schließlich eine Übersichtsseite, auf der Fidrich und Strametz 10 Thesen bzw. Grundsätze formulieren, die die Kernaussagen ihres Buches noch einmal gebündelt zusammenfassen.

Über alle Kapitel hinweg arbeitet das Buch mit verschiedenfarbigen Infoboxen der Kategorien „Aus der Praxis“, „Praxistipp“, „Merke“ und „Cave“. Darüber hinaus gibt es entlang der Kapitel immer wieder Flussdiagramme, Tabellen, Checklisten, Modellschemata und Fotos. Sie bilden die im Text behandelten Sachverhalte ab und komplettieren neben den Infoboxen den portionierten Schreib- bzw. Lesestil des Buches. Das auf S. 30 f. behandelte und abgedruckte ISBAR-Schema klebt – zusammen mit den 10 Grundsätzen der Patientensicherheit – als herausnehmbare Taschenkarte in der Rückenpappe des Bucheinbands.

Inhalt

Die Themen des Buches reichen von allen relevanten Arten von Fehlern über Kommunikation/Wahrnehmung und situationsabhängig richtiges Verhalten hin zu diagnostischen und therapeutischen Fallstricken sowie Methoden zur Erhöhung der Sicherheit, Risikomanagement und Sicherheitskultur. Darüber hinaus fallen mir keine weiteren Aspekte ein, die ich hier gerne noch ausführlicher behandelt gesehen hätte oder die nicht berücksichtigt worden wären. Die Wahl und Länge der Themenabschnitte erscheinen mir angemessen.

Didaktik

Das Buch ist in einem, für medizinisch-tätige Personen verständlichen, (Fach-)deutsch geschrieben. Sein Aufbau folgt dabei insgesamt einer nachvollziehbaren Linie.

Die einzelnen Kapitel sind wiederum in Sinnabschnitte (z.B. 3.1.1) untergliedert, die aber keine kapitelübergreifend gleichen Kategorien sind.

 Der Leser wird konkret mit „Du“ persönlich aus dem Buch heraus angesprochen und an die Hand genommen. Dabei werden offene Fragen gestellt, die zum Nachdenken und Reflektieren der eigenen Erfahrungen und Vorstellungen anregen sollen.

Dies gelingt den beiden Autoren, sodass die Sensibilisierung für zunächst teils abstrakte Sicherheitsthemen einen „persönlichen Nerv“ trifft, der hier endscheidend die Aufmerksamkeit erhöht.

So beschäftigt man sich beim Lesen von „Grundwissen Patientensicherheit“ mit Fragen und eigenen, vielleicht auch unangenehmen Erfahrungen, um daraufhin mit Lösungsansätzen aus entsprechenden Problemen herausgeführt zu werden.

 Relevanz

Grundsätzlich hat dieses Buch wohl für jede im Gesundheitswesen mit Patientenversorgung und -behandlung beschäftigte Person eine Relevanz. Dabei stehen Studierende und Berufsanfänger aber im Vordergrund.

Das Buch ist in seiner Ausführlichkeit meiner Meinung nach angebracht. Die Kapitel sind überschaubar und die Gesamtlänge ist adäquat.

 Persönliches Fazit

Medizinstudierende machen sich im klinischen Alltag in vielen Situationen Gedanken zur Sicherheit: Sie handeln manchmal zaghaft bis vorsichtig, um möglichst keine Fehler zu machen und nicht negativ aufzufallen. Dieses Buch setzt dort an. Es zeigt einerseits auf, dass Fehler menschlich sind und bei jedem noch so erfahrenen Kliniker vorkommen können, gibt aber zeitgleich Lösungsansätze vor, ohne dabei mit dem sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger belehrend zu wirken.

Die oben bereits erwähnten verschiedenen didaktischen Mittel finden sich auf fast jeder Seite. Dies trägt zur Abwechslung bei, unterbricht allerdings immer wieder den Lesefluss. Wer hier also ein Fließtext-basiertes Buch erwartet, kommt vielleicht nicht auf seine Kosten. Ich persönlich fand die anschauliche Darstellungsweise der Inhalte recht angenehm.

Alles in Allem spreche ich jedenfalls eine Empfehlung für dieses Buch aus.

Die beiden Autoren haben richtigerweise erkannt, dass Patientensicherheit in den Lehrplänen des Medizinstudiums nicht selten etwas zu sehr auf der Strecke bleibt.

So wird das Thema nicht für sich behandelt, sondern kommt vielmehr innerhalb verschiedener Fächer teils nur in Form von Warnhinweisen, in Leitlinien und Behandlungsstrategien zur Sprache.

Vielleicht mag auch aus diesem Grund ein eigenständiges, 112-seitiges Buch allein über Patientensicherheit auf den ersten Blick für manche Studierende abschreckend wirken. Die Wichtigkeit des Themas und dessen Verarbeitung in den einzelnen Kapiteln geben dem Buch jedoch mehr als eine klare Daseinsberechtigung, sondern vielmehr noch einen Stellenwert und Nutzen, dessen weitere Verbreitung sich lohnt.